Silber für Norbert Löwa und Überraschungsbronze für Meike Kröger
Ähnlich ambivalent wie das Wetter an den zwei Tagen im Nürnberger Frankenstadion waren auch die Leistungen der LG NORD-Athleten an diesem Meisterschaftswochenende. Während der Samstag sehr schön und sonnig war und die Nordler regelrecht über sich hinauswuchsen gab es am Sonntag bei Regen lange Gesichter und herbe Enttäuschungen wegzustecken.
Den ersten Glanzpunkt am Samstag setzte die 4x400m Staffel der WJA in der Besetzung Sophie Heinsch, Julia Hagenstein, Aleksandra Maciejewska und Patricia Fritz. Die vier Nordlerinnen verbesserten ihre Jahresbestzeit von 4:00,48min um gut 4 Sekunden auf 3:56,47min und zogen als siebente sicher ins Finale ein. Bereits im Winter waren sie in selber Besetzung bei den Deutschen über 4x200m auf Rang Acht gelaufen.
Danach folgte mit Meike Kröger im Hochsprung ein richtiger Hochsprungkrimi vom Feinsten. Gezogen von OIympiamedaillenkandidatin Ariane Friedrich, die souverän mit 2,00m gewann, entbrannte auf den Plätzen zwei bis zehn ein heißer Kampf um die Medaillen. Von der Papierform waren mit Meldleistungen von 1,83m bis 1,89m alle Athletinnen in der Lage Silber und Bronze zu gewinnen. Meike lag mit ihrer Bestleistung von 1,86m mittendrin und begann den Wettkampf über 1,70m, 1,75m und 1,80m, die sie alle jeweils im ersten Versuch bewältigte. Bis 1,80m war keine der zehn Athletinnen ausgeschieden. Um sich das Niveau zu vergegenwärtigen muss man sich in Erinnerung rufen, dass Meike vor einem Jahr mit im zweiten Versuch übersprungenen 1,80m bereits vierte im Endklassement war. Dieses Jahr hatte man damit noch nicht einmal einen Urkundenrang 8 sicher. Bei der Höhe von 1,84m leistete sich die nordberliner Architekturstudentin einen Lapsus und riss unnötig, so dass sie auf den fünften Rang zurückrutschte. Doch bei 1,87m kam der Konter. Meike übersprang die neue persönliche Bestleistung von 1,87m gleich im ersten Versuch jubelte anschließend mit hochgerissenen Armen vor Freude auf der Matte herum und schob sich damit auf Rang drei hinter Annett Engel vom SC Potsdam, die auch 1,87m im ersten Versuch sprang aber noch eine weiße Weste hatte. Als vierte folgte dann im dritten Versuch noch Aileen Hermann vom BSV 1892 über die 1,87m. Alle drei Springerinnen versuchten sich anschließend an den 1,90m doch nur die Frankfurterin Ariane Friedrich war diesen Höhen gewachsen, so dass es für Meike am Ende mit neuer persönlicher Bestleistung von 3cm über Körperhöhe und neuem LG NORD Rekord zur Bronzemedaille reichte. Damit feiert die Deutsche Hochschulmeisterin und Deutsche Juniorenmeisterin ihren bisher größten Triumph in der offenen Aktivenklasse. Die Siegerehrung wurde von der Vorsitzenden des Hessischen Leichtathletik-Verbandes Anja Wolf-Blanke durchgeführt, die in früheren Jahren ebenfalls eine Spitzenspringerin mit einer Bestleistung von 1,87m war. Sie überreichte Meike als Anerkennung der Stadt Nürnberg für ihre Leistung, wie allen Endkampfteilnehmern, ein Stoffimitat des kleinen Nürnberger Eisbärenbabys „Flocke“.
Ein weiterer Springer aus dem Nordlager konnte sich ebenfalls über einen neuen Hausrekord und LG NORD Rekord freuen. In einem hochkarätigen Feld in dem sich acht Olympianormerfüller um drei Startplätze für Peking „prügelten“, blieben dem jungen talentierten Berliner im ersten Männerjahr trotz einer Steigerung seiner persönlichen Bestleistung auf 5,40m keine Chance auf einen Endkampfplatz. In der vielleicht international überhaupt stärksten Disziplin im DLV wurde er damit am Ende 13.
In den parallel stattfindenden Vorläufen über 1500m hielten sich Franek Haschke, Carsten Schlangen und Jonas Stifel schadlos, während Falko Zauber leider die Segel streichen musste, genauso wie Maren Schulze die über 400m ein Comeback bei Deutschen Meisterschaften wagte. Seit 2000 war sie diese Strecke nicht mehr bei einer DM gelaufen, die damalige Deutsche Jugendmeisterin übertrat aber die Linie und musste disqualifiziert werden, hätte jedoch auch regulär den Einzug ins Finale knapp verpasst. Über 800m fiel Merlin Rose dem Norm-Versuch von Robin Schembera, Nils Schumamn und Rene Herms zum Opfer. Die drei versuchten im Vorlauf die Norm für Olympia auf den letzten Drücker zu knacken, was nicht gelang, aber um Merlin entnervt abzuschütteln reichte das Tempo leider doch. Etwas anders erging es Alexander Hudak und Moritz in den anderen 800m-Vorläufen, während Hudi sich mit einem beherzten Spurt auf Rang zwei in letzter Sekunde den Einzug ins Finale sicherte musste Moritz 200m vor Schluss erkennen, dass seine Wade dem geplanten Antritt nicht stand hielt. Er stieg deprimiert und entnervt aus, denn es war das letzte Rennen seiner Karriere. Der letztjährige Deutsche Meister, inoffzielle Schweizer Meister und Universiade Halbfinalist hat sein Studium der Medizin abgeschlossen und muss sich nun seinem Einstieg in den Beruf zu wenden. Alle hätten dem sympathischen 800m-Läufer und gebürtigen Bremer aus der Gruppe von Dr. Roland Wolff einen schöneren Abschluss für seine erfolgreiche Karriere gewünscht.
Dennoch endete der Tag wie er begonnen hatte mir einem weiteren Medaillenhighlight. Über 3000m Hindernis konnte Norbert Löwa in einem rein taktisch geprägten Rennen erwartungsgemäß seine Silbermedaille verteidigen. In Abwesenheit des verletzten Jahresbesten Filmon Ghirmai vom LAV Tübingen setzten sich der Kieler Steffen Uliczka und Norbert früh vom restlichen Feld ab, bei ca. 2000 entschied Steffen das Rennen mit einem Antritt für sich und Norbert lief einer nach hinten problemlos abgesicherten Vizemeisterschaft entgegen. Sicherlich war es ein reiner Arbeitssieg und nicht die große Glanzleistung, aber auch solche müssen erst mal gemacht werden. Bei Meisterschaftsrennen ist die Zeit nun einmal oft nur Nebensache, weil der Platz zählt und mit dem war Norbert vollauf zufrieden.
Disziplin | Name | Leistung | Platz |
4x400m Vorlauf WJA | Sophie Heinsch (89), Julia Hagenstein (90), Aleksandra Maciejewska (92), Patricia Fritz (91) | 3:56,47min | 3. Vorlauf |
Hochsprung Frauen | Meike Kröger (86) | 1,87m | Bronzemedallie, LG-Nord-Rekord und pBL |
400m VL Frauen | Maren Schulze (82) | disqualifiziert |
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Stabhoch Männer | Nico Dieckmann (88) | 5,40m | 13. pBL und LG-Nord-Rekord |
3000mHi Männer | Norbert Löwa (84) | 8:52,39min | Silbermedaille |
800m VL Männer | Alexander Hudak (88) | 1:51,08min | qualifiziert |
| Merlin Rose (87) | 1:55,23min | ausgesschieden |
| Moritz Höft (80) | verletzt aufgegeben |
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1500m Vorläufe | Carsten Schlangen (80) | 3:44,59min | 1. VL Q |
| Franek Haschke (80) | 3:48,37min | 2. VL Q |
| Jonas Stifel (80) | 3:45,95min | 5. VL q |
| Falko Zauber (87) | 3:49,34min | 6. VL ausgeschied. |
Jessica Kolotzei unglückliche Vierte – Maren Schulze schafft fünftes DM Finale in Folge
So wie der graue verregnete Himmel die Stimmung der Zuschauer im Stadion doch ziemlich in den Keller sinken ließ, war die gute Laune der Nordler schon beim Frühstück im Hotel passe. Schnell machte die Nachricht die Runde, dass Carsten Schlangen bisher in der Saison seines Lebens den 1500m Titel nicht zum dritten Mal in Folge würde gewinnen können. Mit einer Brechdurchfallattacke über Nacht blieb er an sein Bett gefesselt und ging im Hinblick auf seine bereits erfolgte Olympiaqualifikation kein unnötiges Risiko ein. Der mangelnde Nachtschlaf war auch Zimmerkollege Franek Haschke anzusehen, der als elfter im Finale weit hinter seinen Möglichkeiten zurück blieb. Wenn einmal der Wurm wo drinnen ist, dann ja meist richtig, also bleib auch Jonas Stifel, der auch Trainingsausfall im Vorfeld zu beklagen hatte als zehnter hinter seinen eigentlichen Potenzen zurück.
Die Unglückserie setzte sich im Diskuswerfen der Frauen fort, wo Jessica Kolotzei als zweite der deutschen Jahresbestenliste mit 60,31m angereist mit 55,47m und dem unliebsamen Platz vier Vorlieb nehmen musste. Ausgerechnet bei den Deutschen Meisterschaften kassierte sie um 12cm ihre erste Saisonniederlage gegen Ulrike Giesa. Versöhnlicher stimmte nach soviel Frustration über vergebene Chancen im Nordlager dann der Abschluss. Nils Hermann holte im Dreisprung mit trotz Platzregen solide gesprungenen 15,35m einen ordentlichen fünften Platz heraus. Einen Platz besser war Alexander Hudak in seinem 800m-Finale, dass von vielerlei taktischem Geplänkel geprägt war. Als die Post vorne richtig abging, lag Hudi auf der Gegengerade am Ende des Feldes. Er spurte dann eingangs der Zielgeraden zwar noch auf den sehr passablen vierten Rang vor, hätte aber bei besserer Ausgangsposition sehr zur Verzweiflung von Moritz, der ja zum Zuschauen verdammt war, viel mehr Kapital aus der Situation schlagen können, dass Schumann, Schembera und Herms sich am Vortag bei ihrem Normversuch doch ganz schön verausgabt hatten. Am Ende gewann mit Schembera der, der am Vortag als Erster aus der Normhatz ausgestiegen und nur locker durchgelaufen war, während Schumann zum wiederholten Male in dieser Saison von Hudi auf der Ziellinie abgefangen und auf Rang fünf gedrängt wurde.
Maren Schulze vollbrachte dann abschließen mit Wut vom Vortag in Bauch über 200m ein Kunststück der ganz besonderen Art. In clever hinten herausgelaufenen 23,85s zog sie als zweite direkt in das 200m-Finale ein. Damit stand die kleine Sprinterin zum fünften Mal in ununterbrochener Folge seit 2004 in jedem 200m-Finale der Frauen bei einer DM. Das hat im gleichen Zeitraum keine andere Deutsche Sprinterin geschafft, die Siegerinnen wechselten aber Maren blieb stets auf den mittleren Plätzen. Auch dieses Mal blieb ihr bei starkem Regen und Wind auf der ungünstig zugelosten Bahn 8 als sechste in 23,98s eine Medaille verwehrt. Vor dem Hintergrund der am Vortag misslungenen 400m kann man diesen fünften Finaleinzug in Folge aber gar nicht hoch genug werten.
Die 4x400m-Staffel der WJA blieb im Endlauf genau auf dem siebten Rang der Vorlaufrangliste und sicherte sich damit zwei Länderkampfpunkte. Die Zeit war nach dem harten Fight um die Endkampfplätze mit 3:58, nicht mehr ganz so herausragend, der siebte Rang war aber auch die komplette Staffel über niemals ernsthaft in Gefahr und nach vorne war auch weit und breit nichts mehr zu lösen. Mit insgesamt 30 Länderkampfpunkten, 6 Endkampfplätzen und 2 Medaillen blieb die Nord-Equipe zwar unter dem Traumergebnis vom Vorjahr zeigte aber auch ihre Stärke durch Ausgeglichenheit. Da wo die erfolgsverwöhnten Mittelstreckler diesmal den einen oder anderen Punkt liegen ließen sprangen die Techniker in ihren Wettbewerben mit guten Leistungen in die Bresche. Insgesamt schnitt man aber als zweitbester Berliner Verein hinter dem SCC sehr gut ab. Schon am nächsten Wochenende wird es beim 60-jährigen Jubiläumssportfest des SC Tegeler Forst in der Finsterwalder Straße zur Revanche in vielen Wettbewerben kommen. So sind im Hochsprung der Frauen bis auf Ariane Friedrich fünf der 10 Finalistinnen von Nürnberg dabei, auch der Hochsprung der Männer wird mit dem Deutschen Vizemeister Matthias Haverney vom SC Magdeburg hervorragend besetzt sein. In den Mittelstrecken werden die Hauptstadtläufer zeigen, dass sie das laufen nicht verlernt haben. Im Diskuswerfen versucht Jessica Kolotzei der Deutsche Meisterin Sabine Rumpf zu zeigen, wer die Herrin der Ringe ist. Etliche weitere Medaillengewinner aus Nürnberg konnte Athletenmanager Philip Häfner und der sportliche Leiter der Veranstaltung Jan Keil in Nürnberg für das Meeting „LG NORD meets friends“ verpflichten. Im Weitsprung wird es ein Finale mit mindestens 7 Sechsmeterspringerinnen geben. Einige Überraschungsverpflichtungen haben sich schon angekündigt. Auch Athleten aus dem Ausland werden am Start sein und mindestens zwei der sechs Berliner Olympiateilnehmer werden vor Ort sein. Der Eintritt zur Veranstaltung, die um 14.00 Uhr mit dem Hauptprogramm beginnt ist frei.
Disziplin | Name | Leistung | Platz |
4x400m Endlauf WJA | Sophie Heinsch (89), Julia Hagenstein (90), Aleksandra Maciejewska (92), Patricia Fritz (91) | 3:58,82min | 3. Vorlauf |
Diskuswurf Frauen | Jessica Kolotzei (85) | 55,47m | 4. Platz |
200m Frauen | Maren Schulze (82) | 23,85s VL 23,98s EL | 2. Platz 6. Platz |
800m Endlauf | Alexander Hudak (88) | 1:52,31min | 4. Platz |
1500m Endlauf | Carsten Schlangen (80) | krank verzichtet |
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| Jonas Stifel (80) | 3:47,22min | 10. |
| Franek Haschke (80) | 4:47,89min | 11. |
Dreisprung Männer | Nils Hermann (86) | 15,35min | 5. Platz |