Traumergebnis für die LG NORD Berlin im Steigerwaldstadion
Trotz mehrer Wolkenbrüche, die im Erfurter Steigerwaldstadion an beiden Meisterschaftstagen niederprasselten, ließen sich die LG NORD Athlet das Strahlen in den Gesichtern nicht vertreiben. Und zum Strahlen gab es wahrlich allen Grund. Mit 9 Endkampfteilnehmern, darunter zwei Deutschen Meistertiteln und zwei Silbermedaillen wurde das beste DM-Ergebnis der Vereinsgeschichte eingefahren.
Mit 45 Länderkampfpunkten war die LG NORD an diesem Wochenende auch ganz klar der erfolgreichste Berliner Leichtathletik-Verein in Thüringen mit deutlichem Vorsprung vor dem SCC und der LG Nike Berlin (jeweils 25 Länderkampfpunkte).
Der Großteil der Läufer von Prof. Wolff zeigte sich auf den Punkt in einer Topverfassung und ließ der nationalen Konkurrenz keine Chance. Den Anfang machte Norbert Löwa über 3000m Hindernis am Samstagabend mit einer Silbermedaille in 8:45,95min. Nach den vielen Verletzungssorgen in dieser Saison mit Achillessehnenschmerzen war das der gerechte Lohn für endlose Alternativläufe auf dem Rasenviereck. Als Norbert feiern durfte hatte Meike Kröger mit einem vierten Platz im Hochsprung bereits ordentlich vorgelegt. Im zweiten Versuch überquerte sie nach überstandener Erkältung zum wiederholten Male in dieser Saison die 1,80m. Ohne den einen Fehlversuch wäre sogar Bronze möglich gewesen, bei 1,84m fing es dann pünktlich, wie so oft in dieser Saison, leider wieder zu regnen an.
Am zweiten Tag ging es dann Schlag auf Schlag. Nils Hermann eröffnete mit einem achten Platz im Dreisprung trotz eher bescheidener Weite von 14,59m. Marius Hanniske legte im Hochsprung als sechster mit 2,14m nach. Er benötigte leider 3 Versuche für die 2,14 und verpasste so eine bessere Platzierungschance. Danach waren die Läufer wieder an der Reihe. Gleich im Kombipack sicherten sich Carsten Schlangen und Franek Haschke Titel und Vizetitel über die 1500m der Männer. Beide wechselten sich in der Tempoarbeit rundenweise ab und zogen der Konkurrenz dadurch schon früh den Zahn. Vor allem für Carsten, der damit seinen Titel aus dem Vorjahr verteidigen konnte, war es nach der erkältungsbedingten Schmach vom Europacup natürlich auch eine Bestätigung seines Könnensstandes.
Während die Mittelstreckler ihre 3 ¾ Runden drehten, drehte sich auch Jessica Kolotzei bereits im Diskusring. Inspiriert von den Erfolgen der anderen und mit dem Erfolg des siebten Platzes bei der U23 EM eine Woche zuvor in Debrecen warf sie im letzten Versuch die Scheibe auf 53,65m und platzierte sich damit als siebte zum ersten Mal in einem Frauenfeld einer DM unter den erste Acht.
Dann folgte das Highlight der Meisterschaft. Moritz Höft folgte dem Abonnementsmeister über die 800m Rene Herms auf Schritt und Tritt. Knapp zweihundert Meter vor Schluss setzte er dann langsam zum Schlussspurt an und sprengte das Feld. Moritz hingegen war nicht abzuschütteln. Bereits im Vorlauf hatten sich die beiden am Vortag ein kleines Scharmützel auf den letzten Metern geliefert, bei dem Moritz seine Spurtfähigkeiten bereits einmal hatte anwenden können. Und auch diesmal zog unter dem tosenden Beilfall auf der Haupttribüne auf den letzten 30m an Rene Herms vorbei und machte damit die 800m-Überraschung dieser Meisterschaft perfekt. Ex-Olympiasieger von 2000 Nils Schumann wurde übrigens in diesem Rennen abgeschlagen 8ter und letzter.
Als letzte Nordlerin durfte dann traditionell einmal mehr Maren Schulze Punkte für die LG NORD im Sprint über die 200m-Distanz sammeln. Durch ein Stolperer kurz nach dem Start wäre sie um ein Haar gar nicht in den Endlauf gekommen und so qualifizierte sie sich nur ganz knapp als achte. Das Losglück teilte ihr dann die günstige Bahn sieben zu. Kurz vor dem Start verdunkelte sich der Himmel unglaublich und mit dem Startschuss wurde das Rennen in einer kräftigen Platzregen hinein gestartet, der die Bahn binnen Sekunden in einer Wasserpiste verwandelte. Maren hielt Kurs und erkämpfte sich unter diesen Bedingungen mit Saisonbestzeit von 23,91s einen tollen fünften Platz.
Einen kleinen Wehrmutstropfen gab es natürlich auch bei soviel Erfolgen dennoch, denn es hätte noch besser kommen können. Falko Zauber und Jonas Stifel waren durch taktische Sperenzchen im ersten 1500m-Vorlauf leider hängen geblieben und auch Alexander Hudak schaffte den Einzug als noch in der Jugend startberechtigter Athlet dieses Mal trotz sehr guter Zeit von 1:50,7min also neunter dieses Mal leider noch nicht.
Disziplin 1. Tag | Name | Leistung | Platz |
100m Fr | Maren Schulze (82) | 11,89s (+1,8) | VL |
Hochsprung Fr | Meike Kröger (86) | 1,80m | 4. |
1500m Vorlauf Mä | Carsten Schlangen (80) | 3:48,90s | Q |
| Franek Haschke (80) | 3:47,37s | Q |
| Jonas Stifel (80) | 3:49,75s | VL |
| Falko Zauber (87) | 3:50,71s | VL |
800m Mä | Moritz Höft (80) | 1:49,41s | Q |
| Alexander Hudak (88) | 1:50,77s | VL |
3000m Hindernis Mä | Norbert Löwa (84) | 8:45,95min | Silber |
Disziplin 2. Tag | Name | Leistung | Platz |
200m Fr | Maren Schulze (82) | 23,91s (24,04VL) | 5. |
Diskuswurf Fr | Jessica Kolotzei (85) | 53,65m | 7. |
1500m Endlauf Mä | Carsten Schlangen (80) | 3:41,59min | Gold |
| Franek Haschke (80) | 3:43,32min | Silber |
Hochsprung Mä | Marius Hanniske | 2,14m | 6. |
800m Mä | Moritz Höft (80) | 1:48,30s | Gold |
Dreisprung Mä | Nils Hermann (86) | 14,59m | 8. |
gez. Jan Keil
Hier ein Link zu Morgenpost mit einem Bericht über die tollen Erfurter Ergebnisse:
Hier die Flashinterviews von Carsten und Moritz auf leichtathletik.de
Carsten Schlangen
1500m Sieger, 3:41,59 min
"Franek und ich haben uns vor dem Rennen abgesprochen, dass wir das Tempo etwas höher gestalten, denn sonst ist es oft problematisch, am Ende in die richtige Position zu kommen. Franek hat zu Beginn für das Tempo gesorgt und ich habe dann übernommen. Absprachen, wer gewinnt, gab es aber nicht. Dieses Jahr hätte ich vielleicht die Härte für die WM-Norm gehabt, aber ich wollte in den Rennen vielleicht oft zu viel. Nächstes Jahr will ich zu den Olympischen Spielen."
Moritz Höft
800m Sieger, 1:48,30 min
"1999 hatte ich in Erfurt meine erste Jugendmeisterschaft. Da habe ich zwar nicht gewonnen, aber ich habe auf jeden Fall gute Erinnerungen daran. Von den Vorleistungen war ein Medaille mein klares Ziel. In der Halle war ich schon dritter, da hatte ich allerdings meinen Spurt zu spät angezogen. Diesmal bin ich dran geblieben und es hat gereicht. Mit dem Sieg habe ich nicht gerechnet, aber ich freue mich natürlich wahnsinnig darüber. Meine Saison war schon ganz gut bisher, aber ich habe gewusst, dass das noch nicht alles war.
Interview auf leichtatletik.de mit Moritz Höft:
"Wollte einmal Meister werden"
Sechs Jahre lang war René Herms (LG Braunschweig) auf den deutschen 800-Meter-Titel abonniert. Der Wahl-Berliner Moritz Höft konnte ihm nun bei den Meisterschaften in Erfurt dieses Abonnement kündigen. Christian Fuchs hat im Steigerwaldstadion mit dem Medizinstudenten, der seine Wurzeln in Bremen hat, gesprochen.
leichtathletik.de:
Moritz Höft, wie überraschend kam dieser deutsche Meistertitel über 800 Meter für Sie?
Moritz Höft:
Der Sieg kam doch überraschend, ein wenig mit dem Gedanken gespielt hatte ich allerdings schon. Bereits am Samstag war mein Antritt im Vorlauf auf den letzten 200 Metern gut. Ich wusste, dass ich fit bin und die anderen, auch René Herms, vielleicht nicht so gut drauf sind. Es war ein offenes Rennen und es war alles drin. Aber richtig gerechnet hatte ich mit dem Titel nicht. Jetzt Erster zu sein und es bei den Deutschen Meisterschaften geschafft zu haben, ist für mich toll.
leichtathletik.de:
Schildern Sie doch den Rennverlauf einmal aus Ihrer Sicht…
Moritz Höft:
Es war ein wunderbares Rennen. Ich wollte mich zunächst in der Mitte einsortieren und war an sechster Position. Wir sind dann aber alle schön zusammengelaufen, es gab keinen großen Unterschied zwischen dem Ersten und dem Letzten. Als der Spurt schon etwas früher angezogen wurde, bin ich mitgelaufen. Am Ende war es optimal für mich. Sonst hätte ich auch nicht gewonnen. In der Halle war ich auch schon Dritter, dort hatte ich damals den Endspurt zu spät gemacht und René Herms war weg. Diesmal bin ich dran geblieben.
leichtathletik.de:
René Herms kam als Abonnementsmeister nach Erfurt. Sie sind derjenige, der ihm nun den Titel entrissen hat…
Moritz Höft:
Es muss ja auch mal wieder etwas Spannung reinkommen in die 800-Meter-Läufe. Ich hätte es jedem anderen gegönnt, aber ich freue mich jetzt, dass ich es war. Ich denke, René wird sich ärgern und im nächsten Jahr umso stärker wiederkommen. Er ist ja noch jung.
leichtathletik.de:
Wie sehen Sie die 800-Meter-Szene in Deutschland im Moment und Ihre Rolle darin?
Moritz Höft:
Die Spitze ist relativ kompakt, aber national in den ersten Zehn mit Zeiten von 1:46,6 und 1:48,1 Minuten auch relativ schnell. Allerdings ist jetzt gerade keiner da, der 1:45 gelaufen ist. Mit Robin Schembera könnte es aber in den nächsten Jahren auch noch spannend werden. Er ist jetzt schon schnell. Deshalb glaube ich, dass bald wieder zwei, drei Leute in Richtung der harten Normen rennen können.
leichtathletik.de:
Das bedeutet, Sie sind überzeugt, dass es aus der aktuellen Situation heraus wieder vorangehen wird?
Moritz Höft:
Ja, es gibt auf jeden Fall Ansporn. Auch ich habe jetzt gesehen, dass ich mitrennen kann. Ich bin zwar schon ein paar Jahre dabei, war aber noch nie ganz vorne.
leichtathletik.de:
Woran hat das denn gelegen?
Moritz Höft:
Naja, ich war öfters mal verletzt und auch verletzungsanfällig. Soviel wie dieses Jahr bin ich noch nie in meinem Leben gerannt.
leichtathletik.de:
Wie trainieren Sie denn bei der LG Nord Berlin unter Prof. Roland Wolff?
Moritz Höft:
Ich trainiere anständig und individuell. Prof. Wolff plant als Trainer das ganze Jahr. Es sagt, was gemacht wird und auch was anders als im letzten Jahr gemacht wird. Es gibt für uns aber keine Trainingspläne. Im Normalfall treffen wir uns sechsmal in der Woche auf dem Platz. Dort wird erst gesagt, was gemacht wird. Man weiß also nur ungefähr, was ansteht. Es gibt nicht diese bösartigen Programme wie 20 mal 200 Meter, sondern drei, vier Läufe mit voll Stoff. Dann hat man nachher auch keine Angst mehr vor dem Tempo im Wettkampf. Das ist, glaube ich, schon ein großer Unterschied zu anderen Trainern.
leichtathletik.de:
Wie sieht denn Ihr Plan für die nächsten Jahre aus?
Moritz Höft:
Ich hatte mir vorgenommen, dass ich einmal, bevor ich aufhöre, Deutscher Meister werde. Das habe ich jetzt geschafft. Eigentlich hatte ich mir überlegt, nur noch nächstes Jahr, in dem ich noch richtig studiere, Sport zu machen. Da will ich alles versuchen, was möglich ist. Vielleicht mache ich aber jetzt noch ein Jahr länger. Allerdings kommt dann ein praktisches Jahr, an dem ich aber auch schon 40 Stunden in der Woche im Krankenhaus arbeiten werde. Das mit dem Leistungssport zu verbinden, ist relativ anstrengend.
leichtathletik.de:
Aber gerade 2009 würde für Sie als Wahl-Berliner doch auch die WM in Berlin locken, oder?
Moritz Höft:
Natürlich! Aber das muss ich mir erst noch überlegen. Es bedeutet ja auch, dass man eine Zeit von 1:45,40 Minuten rennen muss. Da sollte ich erst einmal in die Nähe kommen, bevor ich für 2009 noch ein Jahr dranhänge. Irgendwann gibt es auch einmal ein Leben nach